Was mich ärgert:
Entschuldigen Sie bitte ...

Ich ärgere mich immer wieder aufs Neue über die “Bloß keine Kurzstrecke-Fahrer”, weil ich mir ständig, wenn ein Fahrgast zusteigt, anhören muss: “Entschuldigen Sie bitte, aber ich will nur in die ... straße!”

Soweit ist es schon gekommen: Die Fahrgäste entschuldigen sich, dass sie nur drei Straßen weiter müssen. Und das  alles nur, weil es Kollegen gibt, die die Gäste entweder auf ein anderes Taxi schieben wollen oder empfehlen, den kurzen Weg zu Fuß zu gehen oder so mies gelaunt sind, dass die Fahrgäste schon Angst haben, überhaupt einzusteigen.

Da diese Antworten meistens Frauen jeden Alters zu hören bekommen, rege ich diese Kollegen an, einmal darüber nachzudenken, dass es sich dabei auch um ihre Frau, Freundin, Tochter, Mutter o. ä. handeln könnte - würden sie denen auch so antworten? Gerade in der heutigen Zeit, in einsamen und auch vielleicht düsteren Gegenden, passieren die schlimmsten Dinge. Würden diese Kollegen das auch ihren eigenen Familienmitgliedern zumuten?

Zudem möchte ich noch anmerken, dass wir ohne die Kurzstrecken sicher nur noch die Hälfte an Fahrten hätten und damit auch große Umsatzeinbußen. Weil unser Geschäft sich ohnehin auf dem “aufsteigenden Ast” befindet, können wir es uns natürlich leisten, auch diese Fahrgäste noch zu vergraulen, weil andere Unternehmen schon in den Startlöchern stehen und nur auf solche Gelegenheiten warten. Es ist ja mittlerweile schon so, dass wir darauf warten müssen, unsere eigenen Fahrgäste wieder zugeschustert zu bekommen, weil diese Unternehmen nicht mehr die Kapazität haben.

Manche Kollegen vergessen anscheinend, dass wir ein Dienstleistungsunternehmen sind und es damit egal sein muss, wohin der Fahrgast will: ob nur eine Straße, zwei  Straßen, fünf Straßen oder hundert Kilometer weiter. Wir leben von jedem Fahrgast: einerseits von dem gezahlten Fahrpreis und andererseits von dem Trinkgeld, das bei zehn kleinen Touren sicherlich mehr  einbringt als bei einer langen Tour.

Mir persönlich ist jede Fahrstrecke recht (wenn auch nicht jeder Fahrgast), aber wer das nicht in Kauf nimmt, sollte vielleicht seinen Beruf wechseln.
(ms)
 

Seitenanfang   •   Kontakt   •   Impressum   •   Datenschutz