07.03.2013
Alles nur Zufall?
Taxiüberfälle und die Folgen
Am vergangenen Wochenende rief ein NWZ-Artikel noch einmal Erinnerungen an den Mord an einem Oldenburger Taxikollegen im Herbst 2009 wach. Der Fall soll in einer Dokumentation für das ZDF aufgearbeitet werden. Der damals 19jährige Täter hatte zunächst einen Oldenburger Taxifahrer in seinem Fahrzeug auf einem Nebenweg der Elsflether Straße erstochen. Am Tag darauf folgte ein Überfall auf eine Taxifahrerin in Stuhr, die dabei lebensgefährlich verletzt wurde. Der Täter wurde nach kurzer Suche gefaßt und, das Landgericht Oldenburg verurteilte ihn im Frühjahr 2010 zu einer Jugendstrafe von 10 Jahren.
Weniger spektakulär und folgenloser verliefen weitere Überfälle auf Oldenburger Taxi- und Mietwagenfahrer, die in den letzten Jahren den Weg in Polizeimeldungen und Presse fanden. Im Juli 2011 wurden binnen weniger Tage zwei Fahrer in Bloherfelde Opfer von Überfällen mit Schußwaffengebrauch, im Januar 2012 ein weiterer in Eversten. Am 07.02.2013 kam es in Eversten erneut zu einem Überfall, der allerdings erfolglos blieb, weil der Fahrer mit seinem Fahrzeug nach einer Rangelei flüchten konnte. Während bei den früheren drei Fällen jeweils zwei maskierte Täter zuschlugen, handelte es sich beim jüngsten um einen Einzeltäter. Zusammenhänge zwischen dem aktuellen Überfall und den früheren hält die Polizeiinspektion Oldenburg-Stadt/Ammerland daher für unwahrscheinlich. Auch sei der der Stadtwesten im Hinblick auf Überfälle mit Schußwaffennutzung nicht generell auffälliger als andere Stadtteile.
Die Ermittlungen bezüglich der früheren drei Raubüberfälle waren nach Auskunft der Polizeiinspektion sehr umfangreich, jedoch letztlich nicht zielführend. Das Täterduo beim Überfall im Ohlenbuschweg sei nicht zu ermitteln gewesen, da aufgrund fehlender Spurenlage und Möglichkeit der Wiedererkennung der maskierten Täter keinerlei weitere Ermittlungsansätze vorgelegen hätten. Die Taten in der Kennedystraße und Windthorststraße seien vermutlich von ein- und demselben Täterduo begangen, ein endgültiger Beweis sei aber nicht erbracht worden. Auch die Ermittlungen zum Übergriff im Hermelinweg verliefen bisher ergebnislos.
Erste Hilfe
Taxifahrer werden jede Nacht zu zahlreichen Adressen gerufen, in die belebte Innenstadt, in Hauptverkehrsstraßen oder ruhige Wohnstraßen. Und in dunkle Sackgassen. In drei der obigen vier Fälle ereigneten sich die Übergriffe dort. Häufig sind dem Fahrer keine weiteren Daten des Bestellers bekannt außer der Adresse, und manchmal mangelt es selbst dort an Präzision. Sackgasse, Wendekreis, draußen warten, Kunde kommt raus, so die Ansagen.
Die Angreifbarkeit des wartenden Fahrers steigert sich mit jedem fehlenden Bestelldetail. Sie ließe sich mindern. So reduziert zum Beispiel das bei einigen Vermittlungen genutzte “Bescheid”-Klingeln die Wartezeiten und holt zudem die Anrufer aus ihrer - manchmal gefährlichen - Anonymität heraus. Auch das Übermitteln des - im Idealfall bekannten oder geprüften - Namens der Besteller eignet sich, um vor Ort schneller Kontakt herzustellen.
Einige Vorsichtsmaßnahmen kann dem Fahrer jedoch keiner abnehmen: Das Taxi beim Warten stets so aufzustellen, daß ein schnelles Abfahren ohne Rangieren möglich ist, sowie Aufmerksamkeit für die nähere Umgebung. Sonst könnte sich die Pistole auf dem mobilen TV vor der Nase schneller als real herausstellen, als ihm lieb sein kann.
jr
Links
NWZ: Taxi-Überfälle Thema im Film Polizeipresse: 08.02.2013 - Raubversuch auf Taxifahrer
13.07.2011 - Mietwagenfahrerin in Bloherfelde überfallen 18.07.2011 - Erneuter Überfall in Bloherfelde 04.01.2012 - Raub auf Taxifahrer weist Ähnlichkeiten mit zwei Überfällen im Sommer auf
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