Kommentar
Was kommt als Nächstes?
Wegfall der Mitnutzung der Busspur am Pferdemarkt, Verlust der Stand- und Nachrückmöglichkeit während der Samstagnachtschichten auf der Bushaltestelle am Julius-Mosen-Platz, Platzverweise für die Taxen durch einen Mitarbeiter der Wese-Ems-Halle während der Kegelparty 2006, katastrophale und gefährliche Verkehrsbedingungen rund um den Wallring bei Megaevents in der City durch Inbetriebnahme der Ampelanlagen - und nun müssen die Oldenburger Taxifahrer auch noch freitags die Bushaltestelle am Julius-Mosen-Platz räumen.
Was haben all diese Dinge im Kern gemeinsam? Die VWG versucht seit Jahren kontinuierlich ihr Angebot in scheinbar lukrativen Bereichen auszuweiten und hat dabei seit einiger Zeit auch die Oldenburger Nachtschwärmer ins Visier genommen. Und das sowohl an den ganz „normalen“ Wochenenden als auch natürlich bei besucherintensiven Großveranstaltungen wie Stadtfest, Silvester und sogar „Tanz in den Mai“.
Dass das für die Oldenburger Taxifahrer nicht ohne Folgen blieb und bleibt, ist klar. So tauchte z.B., die örtliche Busgesellschaft im Jahre 2006 auf der Website der Kegelparty als Sponsor auf und ließ ihre Busse während des zweitägigen Events im Bereich der Weser-Ems-Halle patrouillieren, als der zuständige Veranstaltungsleiter persönlich die direkt vor der Halle wartenden Taxifahrer aufs Korn nahm und Platzverweise aussprach. Ein Schelm, wer hier einen Zusammenhang zwischen dem Sponsoring und den schon in der ersten Partynacht chronisch leeren Bussen sieht ...
Ein weiteres Beispiel: Durch den Betrieb der Ampeln rund um den Julius-Mosen-Platz während der letzten Silvesternacht kam es dort zu chaotischen Zuständen, da die Feiernden die Rotphasen nutzten, die vor den Ampeln gezwungenermaßen wartenden Taxen – egal ob frei oder besetzt – zu „kontaktieren“. Ein heilloses und somit für alle Beteiligten gefährliches Durcheinander war die Folge. Die Busse konnten unterdessen gemütlich ihre Kreise ziehen, da sie auch in dieser Nacht gnadenlos vorgeschaltet wurden.
Sicherlich bleibt in Silvester- und anderen besucherintensiven Partynächten genügend Kundschaft für die Taxifahrer übrig. Und natürlich hat niemand dem Oldenburger Taxigewerbe versprochen, dass es im Wettbewerb um die Nachtschwärmer auf immer und ewig ohne Konkurrenz bleibt. Doch niemand hat auch nur im Entferntesten geahnt, dass jegliche Bemühungen der VWG, in diesem Bereich Marktanteile zu sichern und auszubauen, so dermaßen zu Lasten des Taxigewerbes gehen.
Der vorläufige Höhepunkt ist die Ausdehnung des Nachtexpress auf die seit Jahren umsatzmäßig extrem schwächelnde Freitagnachtschicht und werktags kurz nach Mitternacht. Jeder Oldenburger Taxifahrer wird sich insbesondere freitags die Frage stellen, ob es sich zukünftig überhaupt noch lohnt, den Schlüssel ins Schloss zu stecken – geschweige denn umzudrehen. Und wer dennoch den Motor anlässt, stellt den Wagen womöglich schon kurz nach Mitternacht wieder ab, da ab diesem Zeitpunkt schlicht und einfach kein Platz mehr auf dem Julius-Mosen-Platz vorhanden sein wird.
Ein Umstand, der auch den Taxiunternehmern nicht gefallen kann und darf.
Vielleicht sollten sich diese einmal ein Beispiel an den Verantwortlichen der VWG nehmen. Seit vielen Jahren kümmert sich deren Geschäftsführer fast schon rührend um die Belange seines Personenbeförderungsunternehmens. Es scheint so zu sein, dass er und seine Mitarbeiter den ganzen Tag damit beschäftigt sind, sich zu überlegen, wie man den eigenen „Laden“ noch weiter ausbauen und verbessern kann. Natürlich immer im Sinne des Kunden und des Geldverdienenwollens. Vorbildlich!
Eine Scheibe abschneiden könnte sich davon der offensichtlich einzige Unternehmervertreter des Oldenburger Taxigewerbes. Genug Zeit für effektive, lokale Lobbyarbeit dürfte er nach Beendigung seiner Funktionärslaufbahn auf Bundes- und Landesebene jedenfalls haben ...
Es fehlt noch die Beantwortung der Eingangsfrage „Was kommt als Nächstes?“: Dass der Taxistand Waffenplatz in seinem jetzigen Umfang und an diesem idealen Standort so bestehen bleibt, erscheint mehr als fraglich. Die Ankündigung des Verkehrsdezernenten Dr. Pantel, dass es - trotz des vorläufigen Scheiterns der Hotelpläne am Waffenplatz - eine Lösung für den dortigen Taxistand geben würde, lässt nicht unbedingt Gutes erahnen.
Ach ja! Und um dem Vorwurf „Taxifahrer und INNENSPIEGEL –Schreiberlinge maulen nur rum“ zuvor zu kommen - hier ein kreativer und konstruktiver Vorschlag für die nächste Tariferhöhung: Einführung einer „Happy Hour“ in den Nachtschichten von Sonntag bis Donnerstag von 23.30-00.30 Uhr für 2 Euro pro Fahrgast im Stadtgebiet.
Wollen wir wetten, dass die VWG sofort Protest einlegen würde?
gl
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