01. April April 2005

Lohndumping

Handelsplattform für Taxilöhne geplant

Vertreter aus ganz Deutschland trafen sich gestern in Frankfurt, um über die zunehmenden Vorwürfe von Politikern und Krankenkassenchefs zu beraten, das Taxigewerbe sei ein “nicht mehr zeitgemäßes Zunftsystem.”  Wie Ventil-Taxipress vermeldete, hatte der Vorstand der AOK Baden-Württemberg, Christopher Hermann, die Kritik vor einigen Tagen mit genau diesen Worten auf den Punkt gebracht.

Die Taxivertreter wiesen die Vorwürfe mit Verweis auf die Bestimmungen des Personenbeförderungsrechts zurück. Das Festhalten des Gesetzgebers an Konzessionierung und Tarifpflicht hindere das Gewerbe an der nötigen Flexibilität.

Nachdem der Streit um die Krankenfahrten in den letzten Tagen eskalierte, machten die Gewerbevertreter gestern eine Kehrtwendung. Um langfristig den Forderungen der Krankenkassen nach deutlich niedrigeren Taxitarifen entgegenkommen zu können und damit diesen lukrativen Bestandteil des Beförderungsgeschäfts nicht zu verlieren, soll jetzt der erhebliche Kostenfaktor Fahrerlohn unter die Lupe genommen werden. Der Anteil am Umsatz schwankt bisher bundesweit zwischen 50 und 70 % - nur bei einer Senkung sei das Gewerbe in der Lage, weiter Krankenfahrten zu den gewünschten Tarifen durchführen zu können.

Angesichts der durch Massenarbeitslosigkeit und Hartz IV bedingten Fahrerschwemme der letzten Monate sei es daher an der Zeit, zumindest im Hinblick auf die Fahrerlöhne eine erste Deregulierung durchzuführen. Dazu soll über das Internet eine Handelsplattform für die Löhne der Fahrer geschaffen werden. Unternehmer könnten dann ähnlich dem Ebay-Modell die zu vergebenden Schichten einstellen, die Fahrer mit den niedrigsten Lohnwünschen bekämen den Zuschlag.

Zu der Kritik, das Pendel könne bei anziehender Konjunktur wieder zurückschlagen und bei dann abnehmender Fahrerzahl würden die Lohnforderungen wieder steigen, hieß es: “Es wird ohnehin nie wieder aufwärts gehen, darauf kann man nicht warten. Eine sofortige Kostensenkung ist für die Unternehmer überlebenswichtig. Außerdem wird der Vorwurf, das Taxigewerbe arbeite nicht mehr zeitgemäß, durch die Nutzung modernster Technik zur Fahrerdisposition widerlegt.”
(dis)

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