Blindes Vertrauen

Letztens hatte ich aber einen merkwürdigen Fahrer, der mich und mein Fahrrad nach Hause brachte. Beinahe wären wir nicht einmal angekommen.

Am Waffenplatz lud er erst mein Fahrrad auf und dann kam die übliche Frage: Wohin solls denn gehen? Zur Bürgerstraße bitte!

Doch was macht er jetzt?! Er bewegt seine Hände zum Navi, das da vor der Scheibe hängt. Tippt die Adresse ein. Und nach einer knappen Minute fährt er tatsächlich los.

Ich staune. Muß der das nicht auch ohne technische Hilfsmittel schaffen? Egal. Ich habe ein paar Bier getrunken, also Hauptsache es geht nach Hause.

Auf der Donnerschweer merk ich noch, wie das Ding ansagt: Nach 200 Meter links.

Und was macht der Fahrer? Der biegt in die Lindenstraße rein. Ich werde laut: Warum biegen Sie hier ab? Keine Antwort - er zuckt zusammen. Merkt, daß was schief gelaufen ist. Oder gleich noch laufen wird. Ich will mein Fahrrad haben und zu Fuß weitergehen. So geht das ja nicht.

Fast zu Hause und dann fährt der einfach woanders hin. Er läßt sich überreden: Umdrehen und noch ein Versuch. Na bitte, geht doch. Nur das Navi stört, es hat das vorzeitige Abbiegen inzwischen auch bemerkt und will unbedingt in die Bürgereschstraße weiter. Zu spät, der Fahrer hat das Steuer schon herumgeworfen.

Endlich vor der Haustür angelangt, bekommt die Odyssee erneut eine unerwartete Fortsetzung. Ich sage: Stop, hier können Sie mich absetzen. Der Fahrer ist die Ignoranz in Person - er fährt dran vorbei. Wo wollen Sie denn hin? Sie sind schon 200 Meter zu weit.

Der Fahrer schaut mich verständnislos an und stoppt das Taxi. Hilflos zeigt er auf sein Navi. “Sie sind am Ziel angelangt” erklärt das Teil. Ich schaue zurück und habe verstanden. Das Teil hat ihn hypnotisiert.
(wag)

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