Vision? Illusion? Utopie?

Zufriedenheit. Allenthalben. Hüben wie drüben. Bei FahrerInnen und HalterInnen von Taxen. Bei der Kundschaft. Die Vision. Kaum zu glauben. Erreichbar?

Schlechte, sich stetig verschlimmernde Situation im Taxigewerbe? Übelgelaunte, unfreundliche KutscherInnen? Hauen und Stechen um die eine oder andere, häufig überraschend, sozusagen aus dem Nichts auftauchende Fuhre - pardon - Tour? Die Wirklichkeit. Ungeschminkt. Unabänderlich?

Es muß einmal deutlich gesagt werden: Das Taxigewerbe macht sich zu wenige Gedanken!
Über sich. Über seine Möglichkeiten. Über innewohnende, aber brachliegende Potentiale. Das Gewerbe begrenzt sich selbst. Und das offensichtlich recht bereitwillig. Zu sehr sind hier alle Beteiligten auf den unmittelbaren Nutzen von Fahrpersonal und Fuhrpark fixiert: Auf den Transport von A nach B. Gelegentlich von Gütern. Meist aber von Menschen.

Von Menschen ... Die haben bekanntlich ganz regelmäßig mehr als nur ein Bedürfnis zeitgleich. Möglicherweise hier wäre für weitreichende Veränderungen anzusetzen. Ausgehend beispielsweise von der Frage: Was könnten die Leute über den Transport ihrer Person hinaus von einer Taxifahrt erwarten? Sich wünschen? Was könnten sie gebrauchen? Was können Menschen - folgen wir den Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Wirklichkeit - scheinbar immer gebrauchen? Und demnach auch, gewissermaßen als kalkulierbaren Zweitnutzen des primären Vorganges Taxifahrt, ganz offensichtlich angeboten bekommen?

Zweitnutzen ... In Bahn und Flugzeug können Reisende essen und trinken. Sogar Filme gucken. Im Taxi? Im Taxi kann höchstens mit dem Personal geredet werden. Das ist nicht viel. Nicht viel ... ?

Doch. Das ist es! Richtig genutzt könnte das allemal ausreichen, um das Taxiwesen zu revolutionieren. Bislang hängt es allein vom Zufall ab, auf welcher Art vorgebildete ChauffeurInnen - und wer von uns hätte da nichts Einschlägiges vorzuweisen? - die Kundschaft trifft und inwieweit die Gespräche mit jenen für diese bei Bedarf hilfreich zu sein vermögen. Das könnte sich zukünftig grundlegend ändern. Und, UnternehmerInnen wie Lenkende, hergehört: ohne sonderlichen Aufwand.

Droschken mit den unterschiedlichsten farblichen Kennzeichnungen begegnen wir TaxlerInnen - mehr oder weniger (?) kollegial und freundlich - bekanntlich auch in unserer Stadt zunehmend häufiger. Doch hat die Farbe jener Fahrzeuge keine besonders sinnhaltige Bedeutung. Sie signalisiert einzig deren Betriebszugehörigkeit. Auch seitens dieser mitbewerbenden Unternehmen wird lediglich Mobilität angedient. Dort bleiben die Zweit- oder besser: die wesentlichen Kompetenzen des Personals am Lenkrad ebenso unbeachtet und damit weitgehend und sträflich ungenutzt wie im traditionellen Taxigewerbe. Allenfalls tröstlich, jedoch wenig hilfreich: Das ist im Personenbeförderungsgewerbe weltweit der Fall.

Ganz anders könnte sich dies in einer von unübersehbaren Veränderungen gekennzeichneten und dann zweifellos rosigen Zukunft der traditionellen Kutschen mit dem bisher einheitlich gelben Leuchtschild auf dem Dach verhalten. Neben dem weiterhin vereinheitlichenden Elfenbeinfarbton der Karosserien hierzulande könnten  geradezu ins Auge springende, unterschiedlich leuchtende Dachschilder den Fahrzeugen zusätzlich gewichtige Bedeutungen verleihen: Die Fahrt damit beinhaltet auf Wunsch und nach Bedarf der Kundschaft ein fundiertes Beratungsgespräch. Wie bitte?

Die Idee: “Das Beratungstaxi”. Etwa nach dem Motto: “Guter Rat, zum Rufen nah!” Die schlichte Taxifahrt läßt sich zielstrebig erweitern: zur “Rat-Fahrt”. Wie das geht?

Aus welchen Gründen  auch immer, und wer wollte, könnte das bestreiten: An den Volants sitzen verhinderte “ExpertInnen” jeglicher Couleur: Kaufleute. GastronomInnen. SozialarbeiterInnen. BankerInnen. PädagogInnen.  HandwerkerInnen. AkademikerInnen. Und noch mehr BeinaheakademikerInnen aller erdenklichen Fakultäten. LebenskünstlerInnen. Vielfach. Und sie alle können weiterhelfen. Gewiß weiter, als lediglich bis zum  Fahrtziel. Helfen in jeder Lebenslage. Einfach und schnell helfen. Beispiele?

Zwei wollen auf eine Party. Sie oder er wird mal wieder nicht fertig. Streit. “Schicken Sie uns bitte ein  Beziehungsberatungstaxi.” Die (fast?) diplomierte Psychologin und Eheberaterin am Steuer (rotes Dachschild) bringt jedes zeternde Paar binnen einer Viertelstunde in partyfähigen Zustand. Erziehungsprobleme? Auto mit grünem Taxischild auf dem Dach bestellen. Der werdende Kindergärtner verdient sich was dazu und weiß Rat. Handwerklich-technische Probleme und Fragen? Unter braunen Leuchten sitzen versierte Kenner- und KönnerInnen. Orangefarbene Schilder: Sportfachgespräche und Gesundheitsfragen. Trostgespräch bei akuter Finanzpanik nötig oder eine Anlageberatung gefällig? Wagen mit  blauem Schild heranwinken. Für Sinn-des-Lebens-Fragen, zu erörtern mit universitär geschulten PhilosophInnen: gelbe Leuchten. Und so weiter und so fort.

Müßte, besser: könnte noch irgend jemand über schlechte Perspektiven auf dem Taximarkt nölen? Die gäbe es gar nicht mehr. Reißen würden sich die Leute um diese Art dargebotener Lebenshilfe. Pausenlos wären wir Auch-TaxlerInnen unterwegs. Und wäre es auch nur ein paarmal um den einen oder anderen Block. Ausgebucht. Noch nie war und wo sonst wäre guter Rat so offensichtlich, rasch und preiswert zu haben? Wer könnte da noch knausrig  sein mit dem Tipp? Bei den Tipps?

Utopie? Gar nur eine Posse? KollegInnen!: Welche Farbe hätte wohl euer Dachschild?

(ms) 

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