Ähm, ...... tja, ...... und nun?

Durch diese  hohle Gasse muß er kommen! Wer? Mein nächster Fahrgast natürlich! Aber vielleicht sollte man doch lieber Kreuzgang zu dem sich kurzfristig zwischen Kirchenportal und Apotheke verengenden Kopfsteinpflaster  sagen. Dem Nochpassanten wird die Entscheidung schwer gemacht: Seit etlichen Metern wird sein Blick bereits auf unsere Dachschilder konzentriert, doch plötzlich gibt der Weg die Wahlmöglichkeiten frei. Nach rechts zu den Fahrradständern (wo hab ich eigentlich mein Fahrrad abgestellt?) und zur Bushaltestelle (Noch ´ne Stunde bis nach Hause?). Es fängt an zu regnen.

Die Würfel sind gefallen.

“Moin, zur Wienstraße bitte!”
“Zur Wienstraße, Moin Frau ..., kein Problem!”
“Ah, Sie sind das. Ich hab´  sie fast nicht wiedererkannt, so schön braun gebrannt. Sie waren wohl im Urlaub?!”
“Ja, aber leider nur zwei Wochen, mehr läßt der schmale Geldbeutel in diesem Jahr nicht zu.”
“Ich komme gerade aus Meran und bin heute das erste Mal wieder auf dem Wochenmarkt gewesen.”
“So, da sind wir schon, 10,20 Mark macht das dann bitte!”
“Junger Mann. das kann nicht sein. Soviel mußte ich ja noch nie bezahlen. Da kann irgend etwas nicht stimmen!!”
“Ähm, ... jetzt wo Sie es sagen, kommt mir das auch ein wenig hoch vor.”
 “Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen - ein wenig hoch - und jetzt auch noch frech werden!”
”Ich werde doch nicht frech, vielleicht läßt sich das alles ganz einfach aufklären.”
“Lassen Sie man, Ihre Wagennummer habe ich mir gemerkt, das wird Konsequenzen haben. Hier, Ihr Geld, geben Sie mir eine Quittung und machen Sie sich auf einiges gefaßt.”
Rumms!

Puuhh, erst einmal durchatmen. Was läuft hier eigentlich? Ab gehts zum Stand Stadion. Ruhe ist die  erste ... Aber warum 10,20 DM für so eine kurze Strecke? Und was will der Polizeiwagen jetzt hier? Ist was mit dem Wagen nicht in Ordnung?

“Guten Tag, haben sie gerade eine ältere Dame zur Wienstraße gefahren?”
“Ja!”
“Steigen Sie bitte aus, sichern Sie den Wagen und kommen bitte mit uns auf die Wache.”
“Bitte? Was soll das denn?”
“Jetzt reichts! Sofort aussteigen! Hände aufs Dach!”
“Schon gut, schon gut. Stecken Sie die Waffe wieder ein, ich komme ja mit. Aber was wird mir vorgeworfen?”
“Das wird Ihnen der Staatsanwalt auf dem Revier schon mitteilen.”
 “Staatsanwalt? Es muß sich hier um eine Verwechslung handeln.”
 “Sie haben doch gerade die ältere Dame gefahren. Oder etwa nicht?!”

 
...

“Könnten Sie vielleicht die Halogenlampe etwas beiseite stellen?”
“Halten Sie die Klappe. Die Fragen stelle ich. Sie geben also zu, daß Sie Frau ... zu einem absoluten Wucherpreis nach Hause gefahren haben? Ein Preis, der in  keinerlei Relation zur gebotenen Dienstleistung steht!”
“Ja, aber...”
“Sie verlangen 3,80 DM Grundgebühr und 2,80 DM pro Kilometer, nachts sogar 3,10 DM? Für was denn, frage ich Sie? Schenken Sie während der Fahrt Champagner aus,  servieren Sie Kaviar? Ach hören Sie auf, die Sache liegt klar auf der Hand. Ich kann leider nichts mehr für Sie tun. Wache! Bringen Sie den Mann zu Richter Meissner ...”

...

“Und nun, Herr Taxifahrer, was soll ich nun mit Ihnen anfangen? Sind Sie sich wenigstens der Schwere Ihres Vergehens bewußt?”
“Ähm, Herr Richter ...”
“Wissen Sie etwa nicht, daß Wucher verboten ist und strengstens geahndet wird? Ich sehe keine andere Lösung. Ich werde ein Exempel an Ihnen statuieren! Tod durch die  Guillotine! Hoffentlich schreckt das Ihre Kollegen ab!”
“Neeeeeeiiiiiinnnn, so hören Sie doch. Ich kann das alles erklären!”

 ...

Am nächsten Tag. High Noon. Gleissende Sonne. Eine grölende Menschenmenge.
“Haben Sie einen letzten Wunsch?”
“Ähm, ...”
 “Na, offensichtlich nicht. Dann auf zur Tat. Der Taxigott sei mit Ihnen.”

Swuuuuuuuscccccchhhhhhh!!!!!

Sind Sie frei?”
“Was? Wo? ...”

Schweißgebadet wache ich auf. Taxi am Waffenplatz

“Sie stehen hier nun schon seit drei Stunden an diesem Stand.”
“Tja, und dabei muß ich wohl eingenickt sein!”
“Ich habe Sie die ganze Zeit über beobachtet. Und nun habe ich mir gedacht, da ich sowieso noch in die Stadt wollte, erlöse ich Sie mal. Also auf zum Waffenplatz.”

Ich fahre los, setze den Herrn am Waffenplatz ab und mache mich danach auf den Weg nach Hause - so kann das nicht weitergehen ...
(gl)

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